Thailand weckte bei uns Erinnerungen aus den späten achtzigern und neunzigern. Nur die mutigsten Freunde flogen dorthin um zwischen den Dörfern abgeschiedener Hilltribes zu trecken oder um an wilden Stränden unter steil aufragenden Karst-Klippen die letzten Innovationen des Goldenen Dreiecks zu prüfen. Die Küstenlandschaft ist noch immer unglaublich schön. Aus den Pionieren sind allerdings nun Massen von Europäern, Japanern und Chinesen geworden. Die werden von Schnellbooten und ungedämpft dahinspotzenden Longtails wie mobile Seehundkommandos in bunten Schwimmwesten an die Strände verbracht. Aber wir sind auch ein wenig stolz: Alytes wird fast täglich der traumhafte Hintergrund von unzähligen Selfies.
Gerade segeln wir mit sechs Knoten über flache Wellen gen Süden. Die Sonne geht über den drachenzahnartigen Insel-Silhouetten im Osten auf. Es war windig in der Nacht. Über dreißig Knoten herrschten am Ankerplatz. Alytes hat sich mit der Yacht Tinkerbel eng an die fast vierhundertmeterhohen Karstfelsen gekuschelt. So wurden wir erst gegen morgen durch die um die Insel ziehenden Wellen geweckt. Es geht ein letztes Mal gen Ao Chalong, einer großen Bucht im Süden Phukets.
Links und rechts von uns pflügen unter dem grau-rosa Himmel Fischerboote durch das meist nur zwanzig Meter tiefe Wasser der Bucht. Einige solo mit Schleppnetzen, andere im Tandem nebeneinander. Das Netz dazwischen. Sicher einer der Gründe, warum wir mit unseren einfachen Mitteln hier keine Fische fangen. Über den Riffen an den nicht explizit geschützten Inseln verbringen Kollegen die Nächte mit starken Lichtern, um auch dort ein paar wenige Tiere aus dem Wasser zu holen. Bei unseren Tauch- und Schnorchelgängen finden wir dann auch wenig Unterwasserfauna vor.
Aber zurück zu den schönen Seiten. Die Thais haben es tatsächlich geschafft einen Massentourismus zu betreiben, ohne die Küste (zumindest hier in Phuket und Krabi) komplett zu zerstören. Folglich sieht es hier nicht aus wie an der spanischen Mittelmeerküste, sondern eigentlich intakt und schön. Hier und da ist eine Insel verbaut – wie etwa die einst unvergleichlich schöne Ko Phi Phi – aber die meisten zeigen sich so, wie sie es schon vor hundert Jahren taten. Nur tagsüber bieten hunderte von herbeigeschafften Touristen.
Zugegeben: Die Städtchen und Dörfer hier auf Phuket sind hässlich. Die Kabel allesamt überirdisch verlegt, die Landschaft zersiedelt. Es gibt aber deutlich weniger Müll, das Meer ist im Gegensatz zu Indonesien ziemlich sauber. Endlich also wieder mit Freude schwimmen und ohne Paranoia die Rümpfe geschrubbt.
Nach längerer Pause haben wir auch wieder mal Besuch an Bord. Heides Mama Margot hat mit ihrem treuen Reisekumpanen Manfred die weite Tour von Oldenburg nach Krabi auf sich genommen, um mit uns eine Woche an Bord zu verbringen. Wir segeln einige Tage zu fünft, einige zu viert durch die Inselwelt vor der Küste Krabi, genießen Thailändisches essen, erkunden Ko Hong, Ko Phi Phi und Ko Dam Hok. Gerade Ko Hong ist auch wegen des Status als Nationalpark ein kleines Juwel. Nach fünf sind die Menschenmengen weg und wir teilen die Insel und ihre wenigen Bewohner mit einigen Adventure-Touristen, die am Strand im Zelt schlafen. Es sind großartige, entspannte Abende und alle freuen sich, einmal wieder Zeit miteinander zu verbringen. Mina genießt die Quality-Time mit Oma natürlich ausgesprochen und nimmt dank der üppigen Schokoladenrationen vermutlich das doppelte an Gewicht zu ;-).
Ach und dann sind da natürlich noch die anderen Segler. In Indonesien waren wir zu dieser späten Jahreszeit praktisch allein. Keine Segler, schon gar keine mit Kindern. Dafür unglaublich freundliche Einwohner. Hier ist es umgekehrt. Die Einwohner haben ihre offene asiatische Liebenswürdigkeit doch stark auf die Geschäftsbeziehung eingeschränkt. Ansonsten interessiert man sich kaum für eine segelnde Langnase. Es ist schwierig mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Schade. Aber dafür gibt es eben Segler. Wir freuen uns gleich am ersten Tag die Venus mit ihrer Düsseldorfer Crew zu treffen und verbringen einige schöne Abende mit den beiden. Und auch die Tinkerbel, ein niederländisches Schiff mit dem gleichen verrückt-schnellen Zeitplan für die Umrundung, hat uns eingeholt. Jan und Ankie segeln mit ihren Töchtern Luna und Nika. Wir verbringen viel Zeit mit Ihnen, Mina spielt mit den beiden Meijsjes und die beiden Boote liegen häufig in der gleichen Bucht vor Anker. Hongs und Höhlen werden erkundet, Playmo-Burgen gebaut und ja, hier und da auch ein Filmchen gemeinsam geschaut.
Zwischenzeitlich haben wir auch einige Checks und Reparaturen für die letzte große Überfahrt machen lassen. Sowohl stehendes wie laufendes Gut des Riggs sind geprüft und für optimal befunden worden, das Vorsegel hat einen neuen UV-Schutz bekommen und am Großsegel wurden die Taschen für die Segellatten erneuert. Die Segel halten nun ohne Probleme weitere fünf Jahre. Hier und da war es nicht ganz einfach, da unser Segelmacher Rolly Tasker offenbar einige Probleme mit Prozessen und Organisation hat. Aber nach vier Anläufen haben sie es dann zumindest bis zur Hälfte hinbekommen.
Mina nutzt die Zeit und beginnt ihr aktives Seglerleben mit einem dreistündigen Crash-Kurs in der Ao-Chalong. Ihre Lehrerin Liz nimmt drei Kids bei 18 Knoten Wind auf die kabbelige See und schafft es tatsächlich, dass niemand ertrinkt. Die Eltern halten das nur mit größeren Rationen Gin-Tonic im Yacht-Club aus.
Wir genießen Thailand im hiesigen Takt für Segler: Der heiße Tag wird auf dem Wasser zwischen den Inseln verbracht. Die Strände werden angesteuert, sobald die ersten Touristenboote dort ablegen. Es gibt Lagerfeuer, stille Sonnenuntergänge und allgemein großartige Kulissen. Bevor dann die ersten Schnellboote gegen neun Uhr wieder ankommen, haben wir den Sonnenaufgang genossen, gefrühstückt und den Anker gelichtet. Uns ist in diesen Momenten sehr klar, was für ein Glück wir mit unserer Entscheidung hatten, diese Tour zu unternehmen. Gleichzeitig haben wir keine Ahnung, wie wir jemals wieder normalen Urlaub machen werden ;-).
In der frischen Erinnerung sind wir hin- und hergerissen zwischen den wunderschönen Landschaften, der ausgezeichneten Küche und eben den Touristenmassen. Die Strände sind tagsüber so voll, dass man eher an Downtown Peking als an Thailand denkt. Hier bringen die Touristen zwar keine architektonischen Horrorshows (wie in Europa), aber die Menschen sehen sich (in Beziehung zu den „Farangs“) als Dienstleister, nicht als Gastgeber. Das ist schon ein wenig schade.
Nun geht es also zu Ende. Heute wird Heide sich einen frischen Haarschnitt verpassen lassen. Mina wird mit mir frisches Obst, Gemüse und Fleisch besorgen und schon morgen setzen wir die Segel gen Trincomalee auf Sri Lanka.
Das Wetter ist optimal vorhergesagt
Hallo liebe Alytes-Crew , ich habe mich sehr gefreut , bei Euch zu Gast an Bord zu sein . Margots&ich haben gerade die Aufarbeitung unserer wunderbaren Thailand-Bilder abgeschlossen . Es ist ja eine einmalige Inselwelt die hoffentlich nicht so schnell durch den täglichen Massentourismus zerstört wird . Ich wünsche Euch weiterhin eine sichere gute Reise zum nächsten Etappenziel Sri Lanka . Euer Manfred
Herzlichen Dank lieber Manfred,
es war großartig, dass Ihr diesen weiten Weg auf Euch genommen habt! Ich kann Euch schon das nächste Ziel empfehlen: Sri Lanka.
Wirklich eine Reise wert (zumindest der Norden, über den Süden kann ich noch nichts sagen).
Herzliche Grüße,
Fritze
Die Venus aus Düsseldorf! Wie könnte ein Düsseldorfer Boot auch anders heißen?! 😉
Hallo Ihr Lieben,
hoffentlich geht es Euch gut. Wir wünschen Euch eine ruhige Überfahrt nach Sri Lanka. Lasst Euch keine Fische vom Hai klauen.
Bei uns wurde übrigens heute der Rosenmontagszug wegen Sturmes abgesagt. Bin mit Fiene statt dessen auf den Golfplatz gegangen. War bei gefühlten 7 Beaufort und Böhen bis 9 Gegenwind sehr unterhaltsam :-))
Hallo Mina! Was hast du für tolles Playmobil geschenkt bekommen? Ich habe von Omas/Opas Christkind das Kinderkrankenhaus geschenkt bekommen!
Schön, dass deine Oma bei dir ist, du hast sie bestimmt vermisst und sie dich auch!
Ich weiß nicht ob meine Oma und Opa so weit fliegen würden um mich zu besuchen. Opa hat Flugangst. Aber wenn er mich so lange nicht gesehen hätte würde er vielleicht auch so weit fliegen.
Thailand ist genau wie Sardinien, wir gehen auch immer erst spät zum Strand, wenn es nicht mehr so voll ist. Toll das ihr euer Schiff habt und abhauen könnt. Die Fotos von deinem Segelausflug sind toll. Du bist sehr mutig, ich glaube ich würde mich das nicht trauen. Ich finds schon spannend auf dem Baldeneysee mit wenig Wind. Freitag und gestern habe ich Karbeval gefeiert, das war super, bis Bald Klara