Wir segeln mit der perfekten Tide aus Serangan und lassen uns von Wind und Strömung zügig gen Norden tragen. Es geht zunächst am Industriehafen Labuan vorbei. Weiter geht es, vorbei an schwarzen, mit spinnenartigen Outrigger-Kanus übersähten Stränden weiter im Norden.
Wir haben die Wahl zwischen dem in Reiseführer und Küstenhandbuch gelobten Lovina und der kleinen, vermeintlich unbedeutenden Ahmed Bay. Wie so oft, ist letzteres die einzig richtige Entscheidung.
Vom 3031 Meter hohen Vulkan Gunung Agung („Großer Berg“) fließen erst rötlicher Staub, dann dunkelgrüner Urwald und helle Reisterrassen Richtung Küste. Werden langsam und sacken als Palmen und Obstbäume am dunklen Strand zusammen.
Wir wollen den Anker vor einigen Fischerhütten setzen. Aber der Meeresboden steigt deutlich zu steil an. Wir würden entweder eine Zweihundermeterkette brauchen oder auf dem Sand aufsetzen. Zum Glück gibt es eine Reihe von Bojen. Da wir mit unserer 10-Tonnen-Alytes nie ungefragt an fremden Bojen festmachen, fahren wir sehr nah an den Strand und sprechen einen der Fischer an, der gerade von seiner Tour heimkehrt.
Yesyes, die Bojen sind stark und die gelbe können wir nutzen. Es ist seine. Aber er hängt sein Boot lieber an seine andere, näher am Strand. Kosten tut das nichts. Danke! Wir machen fest, lassen das Dinghi ins Wasser und fahren zu den Fischern. Gerade werden eine große Menge Sardinen und aalartige Fische angelandet. Wir quatschen mit Händen und Füßen, danken für die Boje. Es wird viel gelacht und gelächelt. Ein paar Fische und Rupiah wechseln die Besitzer.
Hungrig laufen wir etwas am Strand entlang und finden ein französisch geführtes Gay-Resort mit Restaurant. Wir essen gut und machen ein Tauchausflug zum Wrack der „Liberty“ klar.
Die Liberty ist ein schönes Beispiel für ein sehr „reifes“ Wrack. Im zweiten Weltkrieg gesunken, ist es weitestgehend von der Natur zurückerobert. Viele der Strukturen sind bereits eingestürzt, so dass man nur noch hier und dort kavernenartige Räume oder nautische Architektur entdecken kann. Trotzdem ein toller Tauchgang an diesem künstlichen Riff. Ganz spannend auch der Deal zwischen den Tauchschulen und den am Strand wohnenden Balinesen: Die Ausrüstung muss durch Träger der „Trägerkooperative“ vom Parkplatz zum Wasser transportiert werden. Das kostet einige Rupyahs und bietet den oft nicht besonders gut ausgebildeten Anwohnern eine Einkommensquelle. Heute ist der Strand zwar praktisch leer, aber in der Hochsaison fluten hunderte von Tauchern die Region. Und nutzen die Infrastruktur der Einwohner. Durch den Deal ist jeder glücklich.
Später spaziere ich mit Mina auf der Suche nach einem guten Obstbauern quatschend zwischen den Reisfeldern umher. Die Menschen sind allesamt freundlich, jeder hat einen Gruß übrig (was wir später in Thailand sehr vermissen werden) und wir genießen die Zeit. Der Aufwand wird belohnt: Ein Bauer verkauft seine Erzeugnisse in einem kleinen Laden an der Straße. Knackfrische Drachenfrüchte mit purpurnem Fruchtfleisch (schmecken uns besser als die wässrigen weißen Versionen), Mangos, Melonen, Mangosteens, Rambutans und Bananen. Auch Gemüse nehmen wir so viel mit, wie wir tragen können.
Den frühen Abend verbringen wir an Bord und sehen uns an der Landschaft satt. Endlich trifft der vier Wochen überfällige Monsunregen ein. Dichte Schleier ziehen über das Land und treiben die staubige Trockenheit aus dem Boden.
Die Leute am Strand lachen über die satte Dusche, denn die Ernten drohten schon zu leiden. Nach einem weiteren Essen beim Franzosen und einer ruhigen Nacht an der Boje heben wir nach zwei Nächten den Anker und freuen uns, dieses ursprüngliche kleine Dorf für uns entdeckt zu haben.
Hallo Ihr drei!
Ich habe mit Interesse eure Berichte gelesen und wollte einmal nachfragen, ob man bei euch mitsegeln kann.Zur Weihnachtszeit 2016 würde es uns interressieren, wo seid Ihr da ungefähr? Wir selbst sind vom Segelvirus infisziert und wollen selber mit unseren 8 Jährigen Buben ein Jahr Auszeit wagen.Rucksack oder Katamaran, wenn wir was günstiges finden.Wollen nach 10 Jahren Selbstständigkeit im Gastgewerbe auch noch die schönen Plätze bereisen. (Waren damals, noch ohne Kind ein halbes Jahr in Australien und in der Südsee unterwegs. Wir selbst sind 48 Jahre.
Wie macht Ihr das mit den Lernen ? Wir würden uns auf eine Antwort von Euch freuen und verbleiben mit frostigen Grüssen aus Wien Claudia&Lorenz&Roland
Liebe Claudia,
es freut uns sehr, dass Ihr unserer kleinen Reise im Netz folgt! Segelvirus hört sich auf jeden Fall gut an.
Unser Trip endet spätestens im August 2016, daher wird das leider nicht klappen.
Wir sind bis dahin leider auch nicht wirklich für einen „Gästebetrieb“ ausgestattet, sondern nehmen nur ab und zu Freunde und Familie an Bord. Aber unser Boot ist nach unserer Ankunft zu verkaufen. Wenn Ihr also noch was sucht, seht mal hier, ein paar Postings weiter zurück.
Mina macht Schule an Bord. Das geht ganz hervorragend. Sie bearbeitet die gleichen Fächer mit den gleichen Materialien wie ihre alten Klassenkameraden zu Hause. Jeden Tag vier Schulstunden, Ferien gibt es nicht. Der Einzelunterricht tut ihr gut und wir sind überzeugt dass sie (wie die meisten „Bootskinder“) einen sehr guten Wiedereinstieg schaffen wird.
Ich wünsche Euch viel Glück bei der Planung viel Spaß, wenn Ihr loslegt!
Herzliche Grüße aus Thailand,
Fritze