Tautira auf Tahiti Iti: Die kleine, schöne Schwester Tahiti-Nuis

Nach einer Überfahrt mit bis zu 36 Knoten Wind (Windstärke acht) nähern wir uns Tahiti bei Nacht. Über dem Norden der zweigeteilten Insel liegt eine dunstige Lichtglocke. Eine Andeutung der im Vergleich der bisher von uns besuchten Regionen Polynesiens großen Zivilisation. Der angesteuerte Süden liegt dagegen weitgehend im Dunkeln.

Tautira - Verschlafenes Dorf am Ende der Straße

Tautira – Verschlafenes Dorf am Ende der Straße

Der Passat hat sich ein wenig beruhigt und wird durch den von Tahiti wehenden Landwind noch weiter verlangsamt. Wir segeln mit vier Knoten auf die Küste zu. Der ganz junge, wie ein dünnes Grinsen am Himmel stehende, Mond ist uns in dieser Nacht keine Hilfe. An Backbord hören wir das Wasser auf den Riffen brechen. Mit dem Scheinwerfer leuchten wir die Linie der Brecher ab. Dem GPS trauen wir nach den Tuamotus nicht auf so engem Raum. Zu oft liegt es gerade bei vorliegenden Riffen daneben. Es gibt am angepeilten Ankerplatz keine Betonnung. Nur in der Entfernung blinken leise einige Wegweiser in grün und rot. Ein Spaziergänger am Strand leuchtet Alytes mit einer überraschend starken Lampe an. Wir Leuchten mit unserem Scheinwerfer blinkend zurück, damit er aufhört, denn er nimmt uns die Nachtsicht. Nach einer Zeit scheint er zu verstehen, sein Licht geht endlich in andere Richtungen.

Wir ankern sicher auf elf Metern im Sediment des nahen Flüsschens. Am nächsten Tag stellt sich heraus, dass der Spaziergänger einer Wache des örtlichen Stützpunktes der französisch-polynesischen Armee war. Oups, pardon für den kleinen Licht-Contest. Es stellt sich auch heraus, dass dies einer der schönsten Orte Tahitis ist: Wir nehmen zunächst an, wir wären zurück auf den Marquesas.

Alytes liegt nun unter dem verschlafenen Örtchen Tautira. Die erste Exkursion führt uns an einem ausgesprochen großen Friedhof vorbei zur Post und zum Supermarkt. Auf dem Weg überall extrem freundliche Leute.

Der Friedhof von Tautira: Es scheint, als gäbe es deutlich mehr Tote als Lebende

Der Friedhof von Tautira: Es scheint, als gäbe es deutlich mehr Tote als Lebende

Im gut sortierten Laden fragt uns der chinesische Inhaber, ob wir vom kleinen Boot oder dem großen kämen. Ich muss erst verstehen. Das einzige andere Boot in der Bucht ist die immerhin zwei Meter längere Hapa Na Sasa. Wir sind dagegen deutlich breiter. Ich sage ihm, dass wir vom kurzen, dicken Boot kommen und er grinst. Katamaran, non? Oui!

Auf die Frage, woher er denn wisse, welche Boote gerade in der Bucht lägen grinst er nochmal. Jeder im Dorf weiß das, sagt er. Nach dem Gespräch bin ich schlauer: Trotz der ganz großartigen Lage nahe diesem wundervollen kleinen Dörfchen unter einer steilen, waldigen Küste mit Flüsschen liegen hier höchstens acht Mal im Jahr Boote. Die Nachricht hat sich schon am frühen Morgen verbreitet. Das scheint nicht viel mehr als zu Zeiten James Cooks gewesen zu sein, nach dem die Bucht benannt ist. Cook hatte damals explizit nach Buchten gesucht, an denen man leicht Wasser bunkern kann. Auch hatten sich ihm damals so viele Kanus mit Früchten und anderen Tauschwaren genähert, das Georg Forster, sein deutscher „Naturalist“ von einem Marktplatz auf dem Wasser sprach. Diese Zeiten sind (zum Glück) vorbei. Die manchmal etwas nervigen Boat-People gibt es hier nicht.

Zusammen mit der Crew der Hapa Na Sasa entspannen wir uns von der holprigen Überfahrt und bereiten uns nach der langen Zeit in Abgeschiedenheit und Einsamkeit auf das Stadtleben von Pape’ete vor. Schlafen, kochen, essen. Am Abend schallt aus dem Gemeinschaftshaus Trommelmusik herüber. Hier und da einige starke Haka-Songs von den Männern. Über uns die Sterne und in den Nasen der wohlige Geruch von Wald und Meer.

Bücher:
Patrick O‘ Brian, HMS Surprise, Bruce Schneider
Data and Goliath – The Hidden Battles to Collect Your Data and Control Your World

Musik: Heiva-Klänge, übertragen von der leisen Tahiti-Brise

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