Arrecife ist ein schönes kanarisches Städtchen. Wie ganz Lanzarote kaum verbaut. Aufbruchstimmung in der Marina und Freunde für Mina.
Von unserem Ankerplatz an der Südküste La Graciosas setzen wir Kurs auf Arrecife. Wir erwarten die üblichen Betonburgen, die Plastikplantagen und die üblichen Eigenarten spanischer Küsten.
Aber es kommt anders. Der Hafen, der eigentlich aus drei Häfen besteht, ist recht groß. Wir kommen von Norden und lassen zunächst den (leeren) Containerhafen an Steuerbord liegen. In enger Fahrrine geht es richtung Puerto Naos. Wir sind froh, dass uns diesmal keine Fähre entgegenkommt (siehe Motril). Es folgt der Fischereihafen mit dem Seenotrettungskreuzer. Dann die neue (eigentlich noch unfertige) Marina Lanzarote.
Die Betreiberfirma der Häfen in Puerto Calero und La Palma baut hier 400 Liegeplätze. Die rahmende Architektur ist ziemlich cool. Gerade Linien, viel Glas und weiße Flächen. Eine gute, moderne Interpretation der ureigenen Lanzarote-Bauvorgaben. An Backbord baggert ein Spezialschiff noch das Becken für den 100 Tonnen – Travellift aus, viele der Pontons sind noch nicht belegt. Überall wird betoniert, geschweißt und gepinselt.
Wir bekommen einen Platz neben einer französischen Langfahrer-Familie. Der Wind macht das Anlegen nicht einfach, aber wir steigern uns. Keine Kratzer ;-). Die Kontaktaufnahme mit den französichen Kindern ist nicht so einfach: Zwar sind die Kids Feuer und Flamme, als sie Mina sehen und auch noch von den Mäusen hören, doch die Sprachbarriere ist hier besonders hoch.
Glücklicherweise legen kurz darauf noch zwei Boote an. Ein eher wortkarger französicher Salzbuckel macht neben uns fest. Keine wirkliche Option für Mina, die schon hart auf „Spielkameraden-Turkey“ ist. Dann fährt eine wunderschöne Stahlketch ein. Wir helfen ein wenig beim Anlegen. Denn der starke Wind bläst wie in einer Düse durch den Hafen. Das Festmachen gestaltet sich schwierig und zur Zeit ist nur ein Marinero auf dem Posten. An Bord sind fünf Kinder aus der Schweiz, davon vier Mädels. Mina hat leuchtende Augen.
Nach nur kurzer Zeit spielen alle zusammen auf Pontons, Trampolinen, mit den Mäusen, Playmobil und allem, was sich anbietet. Wir verlängern unseren Aufenthalt ein wenig. Denn zum einen genießt Mina das Spiel mit den Nachbarn, zum anderen wollen wir endlich unsere Dreifarbenlaterne installieren (lassen). Und wir haben Freude an der Stadt gefunden.
Der Hafen liegt mitten drin. Dazu noch eine kleine Lagune, um die sich das Zentrum gruppiert. Supermärkte sind in Laufweite, dazu vernünftige Yachtausstatter. Wir brauchen immer irgendwas. Die Architektur ist weitgehend gezügelt und macht einen sehr geschlossenen, authentischen Eindruck. Nur ein Hotel reckt sich mit etwas Beton und Glas aus dem Gewühl der weißen Würfelhäuschen. OK und kein Vergleich mit den gelblichen Betonburgen am Mittelmeer. Alle sind entspannt, alle sind freundlich.
Die Stadt ist klein, aber es gibt viele junge Menschen hier.
In der Kneipe unserer Wahl sitzen ein paar Studenten, einige Fischer aller Altersgruppen mit – sagen wir mal – etwas roher weiblicher Begleitung, Familien und eine Truppe mit Trisomie inkl. Begleitung. Es wird gelacht, diskutiert, manchmal geschrien. Lustig und lebhaft. Das Essen ist großartig.
Sonnenuntergang über der Stadt, dann noch ein kleiner Nachtspaziergang in kühler Dunkelheit durch die Gassen zurück zum Schiff.
Wir werden nach drei Nächten abreisen, freuen uns aber schon jetzt auf die Rückehr.
Bücher: A world without time – The forgotten legacy of Gödel and Einstein, Palle Yourgrau